Zum Hauptinhalt springen

Raus in den Garten!

Zweimal im Monat geht es auf dem Gelände neben der Feuerwehr Gombeth zur Sache. Die heißt Lebensraum für wilde Tiere schaffen. Hauptakteure sind die beiden NABU-Kindergruppen Borken, der einen gehört der Donnerstagnachmittag, die zweite hat den Freitagnachmittag. Unter Anleitung von Anna und Armin Hutter von der NABU-Ortsgruppe legen die jungen Naturschutzmacherinnen und -macher Blühwiesen an, heben Teiche aus, schichten Erdhaufen auf und richten darin Igelunterkünfte für den Winter ein. Jüngstes Projekt ist ein Sandarium zur Eiablage für die Erdbienen. Wie man unschwer erraten kann, sind es die vielen nützlichen fliegenden und krabbelnden Klein- und Kleinstlebewesen, die an diesen Orten Nahrung und Nistplätze finden sollen.

Armin Hutter

„Vormachen und nachmachen – darum geht es eigentlich. Die Kinder dafür zu begeistern, auch zuhause etwas für die Tiere zu tun.“

Was noch vor anderthalb Jahren verwaiste Erde war, wächst nun zu einem eigenhändig geschaffenen Biotop heran – so naturnah wie möglich und so strukturiert wie nötig, ein wirkungsvolles Programm für eine auch im ländlichen Raum verschwindende Natur. Ein großer Teil der Kinder, wie die neunjährige Elisa oder Linus und Ivo, ist bereits von Anfang an dabei, andere stoßen neu hinzu, denn der ständig wachsende Mitmach-Garten spricht sich in der Grundschule Borken herum. Für das geplante Sandarium haben Anna und Armin Hutter am Vortag bereits eineinhalb Tonnen Maurersand herangefahren. Der muss nun Eimerchen für Eimerchen auf ein extra dafür vorbereitetes Terrain geschafft werden – neben dem Zaun, dort wo es am sonnigsten ist.

„Unser Sandarium hier wird riesig, aber im Kleinen ist auch eine mit Sand gefüllte Pflanzschale ein vollwertiger Nistplatz für Erdbienen.

„Weit mehr als die Hälfte aller Bienen in Deutschland sind Erdnister. Mit den üblichen Insektenhotels können sie nichts anfangen“, erklärt Armin Hutter. Lilly kennt die Wildbienenkinderstuben im Boden schon: „Wir haben in unserem Garten ganz lehmige Erde, dort haben wir mal ein Loch geschaufelt und da sind dann Erdbienen eingezogen.“ Ein Junge, vollauf beschäftigt mit seinem Sandeimer, ruft im Vorbeigehen: „Ich habe schon ganz oft welche gesehen. Die bei uns sind schwarz.“ Hutter fügt hinzu: „Normalerweise graben die Erdbienen etwa zehn Zentimeter tiefe Löcher und legen ihre Eier hinein, jeweils ein Ei und der Pollen darüber – ähnlich wie sie das in den Röhren der Insektenhotels tun. Solch ein Hotel bauen wir auch noch und stellen das mitten in unser Sandarium. Das ist der Plan.“

Anna Hutter

„Die Kinder haben am meisten Spaß, wenn sie selbst etwas tun dürfen.“

Tatsächlich hat die Sandaktion beste Voraussetzungen, um ein Riesenspaß zu werden! Denn längst haben die eifrig Schaffenden entdeckt, dass der feste, ungewaschene Natursand mit seinen Lehmanteilen nicht nur den Bienen hilft, ihre Bauwerke zusammenzuhalten! Das Material eignet sich auch ganz hervorragend zum Buddeln von Höhlen und Tunneln, die zerstört und wieder neu in dem daher nur langsam schrumpfenden Sandhaufen angelegt werden. Anna und Armin Hutter lassen die Kinder spielen und erinnern sie beiläufig an den tieferen Sinn der Nachmittagsbeschäftigung, denn sie wissen: Am Ende wird auf wundersame Weise alles da sein, wo es hinsoll. Und richtig, schließlich entflammt geradezu ein Wettstreit, wer den meisten Sand in der kürzesten Zeit an Ort und Stelle bringt.

„Was auch ganz wichtig ist: Pause machen und gemeinsam etwas essen. Am liebsten gleich zwei oder drei Mal.“

Zusammen essen stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Während Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen, Schmetterlinge und andere verkannte Brüder und Schwestern von Biene Maja an den hoch gewachsenen Wiesenblumen Nektar schlürfen, packen die Kinder ihre Brotdosen aus. Zeit zum Erzählen. Von Anna Hutter erfahren wir von der glücklichen Krötenrettungsaktion dieses Jahres: „In der Grundschule waren im Frühjahr zahlreiche Kröten in die Lichtschächte am Haus gefallen und kamen allein nicht wieder hinaus. Die Kinder aus unseren Gruppen haben das entdeckt und ihrer Klassenlehrerin gemeldet, die den Hausmeister informierte. Der öffnete die Gitter, und dann haben die Jungs und Mädchen an zwei Terminen die Kröten in Eimern gesammelt und hier an unserem Teich ausgesetzt, wo sie sich auch sofort sichtbar wohl gefühlt haben. Auf diese Weise haben wir dieses Jahr dreizehn Erdkröten und einen Molch umgesiedelt.“

Ein Biotop im Werden

Der ungenutzte Platz neben der Feuerwehr Gombeth – zuvor stand an dieser Stelle mal ein Haus – war als kommunales Eigentum wie geschaffen für eine Nutzung der arten- und naturfreundlichen Art. Dies war vor gut einem Jahr die Idee der NABU-Ortsgruppe Borken, die damit den Ortsvorsteher der Gemeinde ebenso wie die Feuerwehr für sich gewinnen und mit beider Hilfe sowohl den Ortsbeirat als auch die Stadt Borken überzeugen konnte. Im Frühjahr 2020 bekam sie grünes Licht zur Umwandlung der traurigen Brache in ein lebendiges Biotop im Rahmen eines Kinderprojektes – und los ging’s. Die Stadt Borken spendierte eine Weißdornhecke sowie einen Apfel- und einen Kirschbaum, die Feuerwehr half im trockenen Sommer beim Wässern – und die EAM unterstützt seitdem das Vorhaben in dem beschaulichen Ort am Nordrand der Schwalm.

Die NABU-Kindergruppe Borken hat eine eigene Facebook-Seite zum Nachlesen und Informieren.