Zum Hauptinhalt springen

Was hat Schokolade mit Wasser, Wind und Muskelkraft zu tun? Für Klimaakteurin und Letzte-Meile-Logistikerin Leila Morgenroth sehr viel.

Leila Morgenroth

100 % Klimaneutralität vom Anbau der Pflanze bis auf den letzten Meter im Ladenregal ist das Markenzeichen der Schokolade der Chocolate Makers. Dafür reisen die Kakaobohnen mit dem Segelschiff von der Dominikanischen Republik in die Amsterdamer Schokoladenmanufaktur, und Menschen wie Leila Morgenroth bringen die fertigen Tafeln von dort in Städte in ganz Deutschland und sogar nach Wien, auf dem Fahrrad mit eigener Muskelkraft oder mit elektrischer Unterstützung, in der Regel zweimal im Jahr. Das trittkräftige Engagement ist selbstverständlich ebenfalls durch und durch bio und obendrein Ehrensache. Hört sich gemütlich an, steht dem Abenteuerwert einer Alpenüberquerung aber in nichts nach und ist auf jeden Fall Kult.

Hier der ungeschönte Erlebnisbericht einer überzeugten Mitfahrerin: Leila Morgenroth.

„Die Schokolade soll nicht schmelzen, deswegen fährt man im Frühjahr und im Herbst“, erklärt Leila Morgenroth.

Im Oktober 2020 waren sie zu viert, Kevin von der Slowfood Youth Göttingen, der die Tour schon einmal gemacht hatte und nun geduldig die Karten-App nach der bestmöglichen Route befragte, Sophie, Leila, die der Aktion die nötige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit verschaffte, und Nala, Leilas entzückende Hündin, die immer mitkommt und als Leichtgewicht vorne im Fahrradkorb saß. Mit dem elektrisch betriebenen Leila-Lastenrad (das wirklich nur zufällig den gleichen Vornamen trägt und auf die Freie-Lastenrad-Initiative des ansässigen ADFC zurückgeht) sowie zwei unmotorisierten Fahrrädern machten sie sich auf den Weg, Startpunkt war der Göttinger Hauptbahnhof. Kevin radelte direkt los, die beiden Frauen legten die erste Etappe bis Paderborn mit dem Zug zurück. Großes Pech gleich zu Beginn: Ein vierter Fahrer im Team war kurzfristig abgesprungen, die vereinbarte Abholmenge aber die gleiche geblieben. Egal, es galt, knapp 60 Kilogramm Schokolade unversehrt und zum festen Zeitpunkt in die Göttinger Läden zu bringen. Fix hatten sie noch zusätzlichen Stauraum organisiert – eine weitere Packtasche und einen Fahrradanhänger: „ Schokolade kann man ja nicht stopfen wie einen Schlafsack!“ Sowieso hatten die geltenden Corona-Hygiene-Regeln mit drei getrennten Zelten für drei Menschen aus getrennten Haushalten bereits im Vorfeld für außerplanmäßigen Ballast gesorgt.

Leila Morgenroth

Ab Paderborn führte die Route durch ganz Nordrhein-Westfalen nach Weeze an der niederländisch-deutschen Grenze, auf einen Bio-Bauernhof, wo die Schokofahrer ihre kostbare Schokoladenfracht entgegennahmen und sodann den Heimweg antraten. Meist radelten sie auf ausgebauten Feld-, Wald- und Wiesenwegen neben der Landstraße oder auch geschnitten durchs Land, hin und zurück 660 Kilometer in sechs Tagen, die spätestens im Weser-Bergland zur Herausforderung wurden: „Mehr Kilometer oder mehr Berg war da die Frage ... Zweimal entschieden wir uns fürs Schieben, zwei Frauen für je ein Fahrrad, weil die so schwer beladen waren.“ Unterdessen hatte Kevin den Lastenradfahrerehrgeiz entwickelt, bei einer Akkureichweite von maximal 20 bis 30 Kilometern fuhr er fast immer ohne Motor.

„Sein Vorteil: An schlimmen Bergen hatte er die volle elektrische Unterstützung, während wir auf unsere Beine angewiesen waren.“

Die Schokofahrt-Route

Ein geschlossener Campingplatz, der Etappenziel sein sollte, hätte an einem Abend beinahe das Aus der Schokofahrt besiegelt. Leila Morgenroth erinnert sich gut: „Es war abends ungefähr 20 Uhr, es schüttete wie aus Eimern, es war stockduster und nicht viel über null Grad, also richtig, richtig kalt! Sophie hatte klatschnasse Füße, Nala litt und ich war inzwischen auch nicht mehr so wahnsinnig gut gelaunt. Weil niemand auf unser Klingeln reagierte, riefen wir bei dem Campingplatz an und erhielten eine ziemlich schroffe Antwort, nee, Campen ist nicht, wir haben seit ein paar Tagen zu.“ Aber wie es manchmal so kommt, bescherte ihnen die Not über eine digitale Fahrradfahrerplattform eine großartige Unterkunft bei Gastgebern, die sie in ihrem Haus coronakonform willkommen hießen. Und nach der am Ende glücklichen Ankunft in Göttingen gab es am nächsten Tag auf dem Wochenmarkt einen Stand mit großem Hallo und das Wetter zeigte sich plötzlich auch wieder von seiner schönsten Seite.

Leila Morgenroth mit ihrem Hund Nala

Würde sie die Schokofahrt wieder mitmachen? Aber ja, nach dem Abenteuer ist immer vor dem nächsten! Gerne möchte Leila Morgenroth die Tour jedoch künftig ein wenig anders organisieren, in einer Staffel zum Beispiel, wo die Lasten auf mehrere Teilnehmer verteilt sind, Leute auch auf einer kürzeren Distanz dabei sein können und man einzelne Ziele noch ein bisschen mehr feiern und Erlebnisse teilen könnte. Ihre eigenen Erfahrungen aus dem Herbst 2020 bleiben ihr unvergesslich:

„Ich hatte das Gefühl, etwas unfassbar Wertvolles transportiert zu haben – wie Gold. Dabei sind 60 Kilogramm Schokolade nicht die Welt, manche schnabulieren sogar gut und gerne eine Tafel am Tag. Auch uns hat die Segelschokolade der Chocolate Makers auf der Tour viele Pausen versüßt, denn natürlich gehörte sie zu unserem Proviant. Der Geschmack ist einfach wunderbar, sehr reichhaltig, sie entfaltet ihn auf verschiedenen Ebenen, fast wie ein Wein.“

Darüber hinaus legt für die aktive Klimaschutz-Logistikerin, die Leila Morgenroth ebenfalls ist, jede Schokofahrt eine ganz wichtige Spur zwischen Individuen, Initiativen und Unternehmen, die etwas bewegen wollen. Klimaneutral von der Dominikanischen Republik bis zur letzten Nase beziehungsweise zum letzten Gaumen... Das ist eine tolle Geschichte, die man weitererzählen kann, die sich einprägt und die zeigt: Es geht!

„Übrigens, die klimaneutrale Schokolade der Chocolate Makers trägt nur dann einen grünen Auftrag auf der Verpackung, wenn sie mit dem Fahrrad transportiert wurde.“

Nachdem die Schokofahrt der Göttinger Stadtgruppe 2021 wegen Corona auf die Schiene verlagert werden musste und nur symbolisch zum Radfahrerspaß wurde, steht Anfang Oktober dieses Jahres der nächste Termin an, die Planungen beginnen zwei Monate im Voraus. Leila Morgenroth freut sich auf zahlreiche begeisterte Schokofahrerinnen und -fahrer.

Chocolate Makers Schokofahrt
Chocolate Makers Schokolade

Mehr zur kultigen schokofahrt.de

Be the change you want to see in the world.

Entsprechend diesem Motto hat Leila Morgenroth 2020 eine nachhaltige, flotte und verlässliche Letzte Meile-Logistik-Lösung für Göttingen ins Leben gerufen – LeiLa Liefert und zum erfolgreichen Start-up gemacht. Sie und ihr Team liefern Waren wie Bücher, Spielzeug, Textilien, Möbel, Weinkisten und mehr per eLastenräder an jede Wunschadresse in der Stadt.

www.instagram.com/leilaliefert