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92,8% Output

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Ungefähr so groß wie zwei Krankenwagen sind die beiden gasbetriebenen Blockheizkraftwerke in der Heizzentrale des Herz-Kreislauf-Zentrums Rotenburg (HKZ). 2018 haben sie rund 92,8 Prozent des Strombedarfs des gesamten Klinikkomplexes erzeugt und außerdem fast die Hälfte des Wärmebedarfs gedeckt. Ergänzt werden sie von zwei hochmodernen Niedertemperaturheizkesseln für die andere Hälfte. Konstant und zuverlässig läuft das heiße Herz der Energieversorgung im Takt mit dem Alltag der Fachklinik.

Wir wollen mehr darüber wissen: Fragestunde mit Jan Routa, Leiter der Technik im kommunalen Klinikverbund Bad Hersfeld-Rotenburg, und Matthias Färber, Vertriebsleiter der EAM.

eam magazin: Nahezu 100 Prozent Eigenversorgung mit Strom sind ein tolles Ergebnis für eine Klinik dieser Größenordnung! Kann man da überhaupt noch etwas besser machen, Herr Routa?

Jan Routa: Grundsätzlich gibt es immer etwas zu optimieren, weil auch die Technik immer effizienter und leistungsfähiger wird. Angefangen haben wir schon in den 90er-Jahren mit einem Blockheizkraftwerk, damals gehörten wir hier im HKZ quasi zu den Pionieren der Kraftwärmekopplung. 2012 haben wir auf die heutige Lösung umgerüstet, die uns enorm gute Zahlen beschert, was die Ausnutzung der Energie betrifft. Aber sind wir ja ebenfalls stark abhängig von Einspeisegesetzen und Förderprogrammen der Bundesregierung. Die Gesetzeslage ist zurzeit enorm in Bewegung und unglaublich kompliziert. Bei rund 4,5 Mio. Kilowattstunden eigenerzeugtem Strom ziehen wir uns nämlich mit einer beträchtlichen Summe aus der EEG-Umlage heraus und das wird dann vom Gesetzgeber auf einmal nicht mehr honoriert. Allein die CO2-Abgabe aus dem Klimapaket könnte ab 2021 erhebliche Mehrkosten verursachen, wenn es keinen Ausgleich aus dem zu verabschiedenden Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz gibt. * Daher müssen wir uns so aufstellen, dass unser Energiesparprojekt auch wirtschaftlich erfolgreich bleibt. 

Herz-Kreislauf-Zentrums Rotenburg  
Klinikum Hersfeld-Rotenburg GmbH

Vier Fachkliniken

Herz- und Gefäßchirurgie
Kardiologie und Angiographie mit Reha
Neurologie mit Reha
Pneumologie

82.000 m2 Nettogrundfläche
570 Betten

eam magazin: Nahezu 100 Prozent Eigenversorgung mit Strom sind ein tolles Ergebnis für eine Klinik dieser Größenordnung! Kann man da überhaupt noch etwas besser machen, Herr Routa?

Jan Routa: Grundsätzlich gibt es immer etwas zu optimieren, weil auch die Technik immer effizienter und leistungsfähiger wird. Angefangen haben wir schon in den 90er-Jahren mit einem Blockheizkraftwerk, damals gehörten wir hier im HKZ quasi zu den Pionieren der Kraftwärmekopplung. 2012 haben wir auf die heutige Lösung umgerüstet, die uns enorm gute Zahlen beschert, was die Ausnutzung der Energie betrifft. Aber sind wir ja ebenfalls stark abhängig von Einspeisegesetzen und Förderprogrammen der Bundesregierung. Die Gesetzeslage ist zurzeit enorm in Bewegung und unglaublich kompliziert. Bei rund 4,5 Mio. Kilowattstunden eigenerzeugtem Strom ziehen wir uns nämlich mit einer beträchtlichen Summe aus der EEG-Umlage heraus und das wird dann vom Gesetzgeber auf einmal nicht mehr honoriert. Allein die CO2-Abgabe aus dem Klimapaket könnte ab 2021 erhebliche Mehrkosten verursachen, wenn es keinen Ausgleich aus dem zu verabschiedenden Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz gibt. * Daher müssen wir uns so aufstellen, dass unser Energiesparprojekt auch wirtschaftlich erfolgreich bleibt. 

Herz-Kreislauf-Zentrums Rotenburg  
Klinikum Hersfeld-Rotenburg GmbH

Vier Fachkliniken

Herz- und Gefäßchirurgie
Kardiologie und Angiographie mit Reha
Neurologie mit Reha
Pneumologie

82.000 m2 Nettogrundfläche
570 Betten

Blockheizkraftwerk

Welche Rolle spielt die EAM im HKZ?

Jan Routa: Die EAM ist unser Gaslieferant, unser Partner für vernünftige Energiekonzepte und Dienstleister unseres Vertrauens für die technische Überwachung der Anlage – und das von Anfang an. Aktuell haben wir einen Pachtvertrag für die gesamte Heizanlage sowie einen Wartungs- und Instandhaltungsvertrag mit der EAM und sind dabei, die Zukunftspläne für das HKZ zu schmieden. Noch mehr CO2 einsparen, den Primärenergiefaktor reduzieren – das ist neben wirtschaftlichen Erwägungen unsere Zielrichtung. In diesem Zusammenhang prüfen wir zum Beispiel die Einsatzmöglichkeiten von Biomethan.

Warum sind gerade die Blockheizkraftwerke auch für die nächsten Jahrzehnte attraktiv?

Matthias Färber: Gasbetriebene Blockheizkraftwerke haben eine Vielzahl von guten Eigenschaften, die wir morgen genauso gut gebrauchen können wie heute. Sie sind ungemein flexibel, man kann sie innerhalb weniger Minuten hochfahren, und sie sind hocheffizient, weil die gesamte Abwärme der Anlagen zu Heizzwecken genutzt werden kann. Perspektivisch betrachtet können sie damit die Verteilnetze in den Städten entlasten, wo durch den Ausbau der E-Mobilität und die Nutzung elektrischer Wärmepumpen der Stromhunger steigt und deutlich mehr Lastspitzen entstehen. Die ganze Anlage findet im Keller großzügig Platz. Denken Sie dagegen an den Flächenverbrauch von Solarthermie oder Freiflächenphotovoltaik! Oder an Holzhackschnitzel. Wollte man das Blockheizkraftwerk dahingehend umrüsten, müsste jeden Tag ein Sattelzug mit Nachschub den Berg hochkommen. 

Welchen Anteil haben die Energiekosten an den Gesamtkosten des Herz-Kreislauf-Zentrums?

Jan Routa: Der größte Posten eines Klinikbetriebs sind die Personalkosten. Die Energiekosten machen zwar nur 1,5 Prozent aus. Aber ohne Blockheizkraftwerke wären es zwei Prozent, also rund 400.00 Euro mehr. 

Der Strombedarf der Klinik ist nicht über den ganzen Tag gleich. Wie ist das technisch geregelt? Welche Temperatur brauchen die Zimmer und Stationen?

Matthias Färber: Das HKZ hat zwei Blockheizkraftwerke, eines mit 400 Kilowatt Leistung, das andere mit 600. Das 400er-Blockheizkraftwerk läuft quasi im Dauerbetrieb. Das 600er geht nachts aus und startet erst morgens wieder. So wie der Küchenbetrieb ab 5 Uhr losgeht, geht auch der Bedarf an Strom hoch. In der Mittagszeit liegt er teilweise sogar über 1 Megawatt Leistung. Die beiden Niedertemperaturheizkessel sind ausschließlich für die Wärmeerzeugung zuständig und laufen jahreszeitenabhängig.

Jan Routa: In den Patientenzimmern liegt die Durchschnittstemperatur bei 20 Grad, ohne Nachtabsenkung. Intensivstationen und OP haben einen anderen Energiebedarf, weil dort die Luft temperiert werden muss. Für operative Eingriffe brauchen die Ärzte zwischen 18 und 28 Grad. Hochtemperatur-OPs macht man bei Kindern, weil die schneller auskühlen. Die Ärzte schwitzen dann richtig ...
 

Der Strombedarf der Klinik ist nicht über den ganzen Tag gleich. Wie ist das technisch geregelt? Welche Temperatur brauchen die Zimmer und Stationen?

Matthias Färber: Das HKZ hat zwei Blockheizkraftwerke, eines mit 400 Kilowatt Leistung, das andere mit 600. Das 400er-Blockheizkraftwerk läuft quasi im Dauerbetrieb. Das 600er geht nachts aus und startet erst morgens wieder. So wie der Küchenbetrieb ab 5 Uhr losgeht, geht auch der Bedarf an Strom hoch. In der Mittagszeit liegt er teilweise sogar über 1 Megawatt Leistung. Die beiden Niedertemperaturheizkessel sind ausschließlich für die Wärmeerzeugung zuständig und laufen jahreszeitenabhängig.

Jan Routa: In den Patientenzimmern liegt die Durchschnittstemperatur bei 20 Grad, ohne Nachtabsenkung. Intensivstationen und OP haben einen anderen Energiebedarf, weil dort die Luft temperiert werden muss. Für operative Eingriffe brauchen die Ärzte zwischen 18 und 28 Grad. Hochtemperatur-OPs macht man bei Kindern, weil die schneller auskühlen. Die Ärzte schwitzen dann richtig ...
 

Warum sind Sie mit Herrn Färber aufs Dach der Klinik gestiegen?

Jan Routa: Weil man von dort oben einen guten Eindruck von der Dimension unseres Klinikkomplexes erhält. Unsere Gaskraftwerke im Keller versorgen eine Nettogrundfläche von 82.000 Quadratmetern mit Strom und Wärme. Allein die Strommenge entspricht dem Bedarf von 1200 Vierpersonenhaushalten, also einer kleinen Gemeinde. Heute war es neblig, sonst hat man einen tollen Blick bis ins Fuldatal.

Wie heizen Sie privat?

Jan Routa: Mit einer Gasbrennwerttherme.

Matthias Färber: Dito.

Herz-Kreislauf-Zentrum Rotenburg

Leistung der Blockheizkraftwerke

Leistung der Blockheizkraftwerke

Leistung

Menge

Elektrische Leistung

400 + 600 KW

Thermische Leistung

gesamt 1.085 KW

Niedertemperaturkessel

2 x 3,500 KW

Gesamteinsparung

1.500 Tonnen/jährl.

Leistung

Menge

Gesamt

12,2 GWh

aus Abwärme der BHKW

5,5 GWh (43,8 %)

Leistung

Menge

Gesamt

4,9 GWh

durch BHKW

4,5 GWh (92,8 %)