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Seit mehr als 90 Jahren ist die EAM der zuverlässige Energiepartner für die Region im Herzen Deutschlands. Mit Olaf Kieser und Hans-Hinrich Schriever ist nun eine neue Geschäftsführung beim Regionalversorger am Start. Ihr gemeinsames Ziel: Die EAM noch grüner und nachhaltiger zu gestalten. Wir sprachen mit beiden über die Gegenwart und die Zukunft des kommunalen Unternehmens.

Herr Kieser, Sie sind vor einigen Monaten als Geschäftsführer neu zur EAM gekommen. Wie haben Sie das Unternehmen bislang kennengelernt?

Olaf Kieser: Für mich ist die EAM ein eingespieltes Team, das hochprofessionell zusammenarbeitet und als tief in der Region verwurzeltes Unternehmen die Bedürfnisse der Menschen vor Ort gut kennt. Das ist die wesentliche Basis für das große Vertrauen der Menschen in die EAM und zugleich die beste Voraussetzung, um auch neue Wege zu beschreiten.

Was genau meinen Sie damit?

Olaf Kieser: Die Auswirkungen des Klimawandels werden für uns alle greifbarer. Die vergangenen Sommer waren zu heiß und trocken, der Wald ist zunehmend in einem schlimmen Zustand. Das bringt viele Menschen zum Nachdenken und macht uns teilweise auf drastische Weise bewusst, dass wir eine nachhaltigere und klimaschonendere Lebensweise brauchen. Das gilt natürlich auch für unsere Energieversorgung. Ohne Strom, Wärme und Mobilität ist unser Alltag nicht mehr denkbar. Unser Ziel muss es daher sein, eine zunehmend umweltverträgliche, aber zugleich auch sichere und natürlich wirtschaftliche Energieversorgung zu realisieren.

EAM Geschäftsführung Olaf Kieser
Olaf Kieser

Herr Schriever, auch Sie sind seit rund einem Jahr als neuer Geschäftsführer dabei, kennen die EAM aber bereits seit vielen Jahren. Haben die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz bislang eine untergeordnete Rolle gespielt?

Hans-Hinrich Schriever: Ganz im Gegenteil, der Umwelt- und Klimaschutz spielt bei uns bereits seit geraumer Zeit eine zentrale Rolle. Ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit sind wesentliche Ziele der EAM, um Natur und Ressourcen für die kommenden Generationen zu erhalten. Wir engagieren uns nicht nur intensiv beim Ausbau der regenerativen Energien, sondern haben in den letzten Jahren durch stetige Energieeffizienzsteigerungen an unseren eigenen Liegenschaften einen großen Teil des klimaschädlichen Kohlendioxids eingespart – unter anderem durch die kontinuierliche Umrüstung der Beleuchtung auf LED oder die Optimierung von Lüftungsanlagen. Allein durch die umfangreiche energetische Modernisierung unseres Standorts in Baunatal vermeiden wir jedes Jahr die Produktion von 150 Tonnen CO2 und leisten so einen wertvollen Beitrag für den Klimaschutz.

Zum Thema Nachhaltigkeit zählt für mich aber auch die Stärkung der regionalen Wertschöpfung. Der gesamte in der Region verbliebene Wertbeitrag der EAM betrug beispielsweise im vergangenen Geschäftsjahr 265 Millionen Euro. Dieser setzt sich aus Löhnen und Gehältern, Aufträgen an Firmen in unserem Versorgungsgebiet, Konzessionszahlungen für die Gemeinden, Ergebnisverteilung an kommunale Gesellschafter sowie Gewerbesteuerzahlungen zusammen.  Wir sorgen jedes Jahr für sichere Arbeitsplätze, zahlreiche Aufträge an heimische Firmen und wichtige Geldzuflüsse in die Haushalte der Landkreise und Kommunen.


Olaf Kieser: Und was auch wichtig ist: Wir möchten ein attraktiver Arbeitgeber für unsere Mitarbeiter sein, um langfristig am Markt konkurrieren zu können. Jungen Menschen geht es nicht nur darum, Geld zu verdienen. Für sie spielen Werte wie Nachhaltigkeit und Vertrauen oder die Digitalisierung der Arbeitswelt eine immer größere Rolle. Es freut uns, dass wir kürzlich erneut mit dem Siegel „Deutschlands beste Ausbildungsbetriebe“ vom Magazin Focus Money ausgezeichnet wurden.

 

EAM Geschäftsführer Hans-Hinrich Schriever
Hans-Hinrich Schriever

Mit dem Begriff Nachhaltigkeit schmücken sich mittlerweile viele Unternehmen – wie ernst ist es der EAM damit wirklich?

Hans-Hinrich Schriever: Schon heute treiben wir mit innovativen Projekten die regionale Energiewende voran und unterstützen Kommunen, Landkreise und natürlich auch Gewerbe- und Industriekunden aktiv bei der Umsetzung von Energieprojekten – beispielsweise zur Energieeinsparung und Eigenstromerzeugung. Natürlich engagieren wir uns auch aktiv beim Ausbau der erneuerbaren Energien. So betreiben wir unter anderem eigene Windkraftanlagen und unterstützen Städte, Gemeinden und engagierte Bürger bei der Planung und Umsetzung von Windenergieprojekten.

Auch beim Thema Elektromobilität geht es bei der EAM seit vielen Jahren stetig voran. Insgesamt betreiben wir derzeit 126 Ladesäulen, davon 14 Schnellladesäulen an wichtigen Verkehrsknotenpunkten in unserem Netzgebiet. Zudem unterstützen wir mit unserem Know-how einen Online-Versandhändler beim Ausbau seiner deutschlandweiten Ladeinfrastruktur. Und selbstverständlich setzen wir auf kürzeren Strecken auch eigene Elektrofahrzeuge ein, aktuell sind es 25. Dieses Engagement wollen wir künftig weiter ausbauen.


Olaf Kieser: Mit unserem Vertrieb beliefern wir unsere Privatkunden seit vielen Jahren ausschließlich mit Stromprodukten aus regenerativer Erzeugung. Das gilt auch für unseren neuen Autostromtarif für Elektroautos. Wer sich heute für Ökostrom entscheidet, kann selbst einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Energiewende leisten. Außerdem unterstützen wir die Menschen bei der eigenen Erzeugung von regenerativer Energie. Dafür bieten wir die individuelle Planung, Montage und den Anschluss von modernen Photovoltaikanlagen an – auf Wunsch auch gleich mit einem passenden Energiespeicher. So können sich naturbewusste Kunden größtenteils selbst mit Strom versorgen und zugleich die Umwelt schonen.

Sie sprachen das Thema Windenergie an. Im Reinhardswald plant die EAM gemeinsam mit Partnern den Bau und Betrieb von 18 Windkraftanlagen. Dies sorgt teilweise auch für Kritik.

Olaf Kieser: Eines müssen wir uns klar machen: Die Energiewende geschieht leider nicht von allein, und auch die Politik kann sie nur bis zu einem gewissen Grad regeln. Wer Kohle- und Atomkraftwerke abschaffen möchte, der muss konsequenterweise auch auf Ökoenergie umstellen. Ohne die Nutzung der Windkraft wird die Energiewende nicht möglich sein. Denn mit ihr lässt sich auf einer vergleichbar kleinen Fläche eine sehr große Menge an Energie erzeugen. Im Reinhardswald wurden für die Standorte der Anlagen Flächen in Fichtenwäldern ausgewählt, die bereits durch den Jahrhundertsturm Friederike und durch extremen Borkenkäferbefall stark geschädigt sind. Das macht deutlich weniger Rodungsarbeiten erforderlich als angenommen. So halten wir die Eingriffe in die Natur so klein wie möglich. Der Windpark im Reinhardswald wird zukünftig mehr als 300.000 Megawattstunden umweltfreundliche Energie pro Jahr erzeugen. Allein damit können bei einem Durchschnittsverbrauch von 3.000 Kilowattstunden Strom pro Haushalt und Jahr rund 100.000 Haushalte mit regenerativem Strom aus der Region versorgt werden.

Wind und Sonne liefern aber nicht zu jeder Zeit die benötigte Energie, wenn es beispielsweise windstill ist oder die Sonne mal nicht scheint. Wie wollen Sie dieses Problem lösen?

Hans-Hinrich Schriever: Der Charakter unseres Energieversorgungssystems wandelt sich bereits seit geraumer Zeit von konventionellen, zentralen Großkraftwerken hin zu einer dezentralisierten Struktur mit zahlreichen kleinen Erzeugungsanlagen. Heute sind allein an das Netz der EAM mehr als 49.000 EEG-Anlagen angeschlossen, die Energie für den Eigenbedarf erzeugen oder den erzeugten Strom in unser Netz einspeisen. Neue Speicherkonzepte und intelligente Energienetze sind daher zentrale Elemente eines Energiesystems, das zunehmend auf erneuerbaren Energien basiert. Aus diesem Grund entwickeln wir unser regionales Verteilnetz stetig hin zu einem Stromnetz, in dem Erzeuger, Verbraucher, Speicher und die Netzinfrastruktur miteinander vernetzt sind.

Was wird langfristig entscheidend sein, um die Energieerzeugung wirklich nachhaltiger zu gestalten und dem Klimawandel entgegenwirken zu können?

Olaf Kieser: Für eine ökologischere Energieversorgung muss der Verbrauch fossiler Energieträger wie Erdöl, Erdgas und Kohle weiter gesenkt werden. Bei der Verbrennung dieser fossilen Energieträger entsteht Energie in Form von Wärme sowie das Treibhausgas Kohlendioxid, das in hohem Maße schädlich für die Umwelt ist und zu den größten Mitverursachern der globalen Erwärmung zählt. Im Zuge der Energiewende sollen erneuerbare Energien wie Wasser- und Solarkraft, Windenergie, Erdwärme und nachwachsende Rohstoffe die fossilen Energieträger kontinuierlich ersetzen. Sie sollen bis 2050 rund 60 Prozent am Bruttoenergieverbrauch und 80 Prozent am Bruttostromverbrauch ausmachen.


Hans-Hinrich Schriever: Die zweite Säule der Energiewende ist eine deutliche Erhöhung der Energieeffizienz. Die Potentiale reichen von Kraftwerksmodernisierung über energieeffiziente Motoren und energiesparende Industrieprozesse bis hin zu moderner Gebäudesanierung und sparsamen Haushaltsgeräten. Der Schlüssel zu einer nachhaltigen Energieversorgung und mehr Klimaschutz ist eine Energiewende, die durch den Ausbau der erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz fossile Energieträger einspart. Auch wenn wir uns bereits seit längerer Zeit intensiv mit diesen Themen beschäftigen, werden wir unser Nachhaltigkeits-Management bei der EAM kontinuierlich ausbauen und weitere innovative Ideen entwickeln. Ohne das wird die Energiewende nicht gelingen.


Olaf Kieser: Das gilt allerdings nicht nur für Energieversorger wie uns, sondern für die gesamte Wirtschaft und auch jeden Einzelnen von uns im privaten Bereich. Der Schutz des Klimas ist eine der wichtigsten und schwierigsten Herausforderungen unserer Zeit, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Nachhaltigkeit bedeutet auch, dass wir uns manchmal von Gewohntem verabschieden müssen – beispielsweise vom Verbrennungsmotor oder der Ölheizung. Oder kürzere Strecken zum Einkaufen vielleicht auch mal zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen, anstatt mit dem Auto. Jedes Einfamilien- und Mehrparteienhaus kann sich schon heute mit Photovoltaik und Stromspeichern ein Stück weit selbst versorgen. Ich stelle mir vor, wie wir abends das Elektroauto in der Garage mit selbsterzeugtem Ökostrom aufladen. Hier wollen wir als Energiepartner die Menschen in der Region mit intelligenten Produkten und Dienstleistungen nachhaltig begleiten.

Vielen Dank für das Gespräch.