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Klimaschutz, Unabhängigkeit der Energieversorgung, Stärkung der Region – für die EAM sind diese Ziele untrennbar miteinander verbunden. Durch den Krieg in der Ukraine stellt sich vermehrt die Frage nach der Versorgungssicherheit in Deutschland. Der Überfall Russlands zwingt die Politik zum Umdenken bei der Abhängigkeit von russischem Öl und Gas und rückt die Energiewende stärker in den Fokus unserer Gesellschaft. Als Partner der Energiewende in der Region ist die EAM mehr gefordert als jemals zuvor. Wir sprachen mit den beiden EAM-Geschäftsführern Olaf Kieser und Hans-Hinrich Schriever, wie das Unternehmen sich den aktuellen Chancen und Herausforderungen stellt.

Herr Kieser, die Bundesregierung hat angekündigt, als Folge des Angriffs Russlands auf die Ukraine unter anderem den Ausbau der erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Ziel ist es, so schnell wie möglich unabhängig zu werden von russischem Öl und Gas.

Olaf Kieser: Im Grunde ist ja bereits im Koalitionsvertrag vereinbart, dass die erneuerbaren Energien beschleunigt ausgebaut werden sollen. Dieser Ausbau, der Deutschland unabhängig von fossilen Energieträgern wie Öl, Gas oder Kohle machen soll, ist durch den Krieg in der Ukraine natürlich noch einmal dringlicher geworden. Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen uns aber schon länger, dass wir etwas ändern müssen. Wir brauchen insgesamt eine nachhaltigere und klimaschonendere Lebensweise. Das gilt auch für unsere Energieversorgung. Unser Ziel muss es sein, eine umweltverträgliche, aber zugleich auch sichere, wirtschaftliche und unabhängige Energieversorgung zu realisieren. Daran arbeiten wir bei der EAM bereits seit vielen Jahren.

Herr Schriever, was müssen wir tun, damit wir in Deutschland zukünftig ganz auf fossile Energieträger verzichten können

Hans-Hinrich Schriever: Da spielen verschiedene Aspekte eine Rolle. Die regenerative Erzeugung von Strom und Wärme ist bei der Umsetzung der Energiewende ganz wesentlich. Als zweite wichtige Säule wird eine deutliche Erhöhung der Energieeffizienz notwendig sein. Ein großer Teil unseres Energieverbrauchs fällt für das Heizen von Gebäuden an. Wir verbrennen Öl und Gas, und in schlecht isolierten Häusern geht die Wärme zu großen Teilen wieder zum Fenster raus. Hier gibt es durch die energetische Sanierung von Gebäuden und den Austausch alter Heizungen enorme Einsparpotenziale, um den Energieverbrauch in Deutschland insgesamt signifikant zu senken. Der Schlüssel zu einer nachhaltigen Versorgung und mehr Klimaschutz ist eine Energiewende, die durch den Ausbau der erneuerbaren Energien und mehr Effizienz fossile Energieträger einspart. Das erfordert große Anstrengungen und funktioniert nicht von heute auf morgen.

Olaf Kieser

Herr Kieser, Sie sagten, die EAM arbeite bereits länger an einer umweltverträglichen Energieversorgung. Was genau bedeutet das?

Olaf Kieser: Ein wichtiger Punkt ist hier der Ausbau der erneuerbaren Energien. Wir betreiben unter anderem eigene Windkraftanlagen und unterstützen Städte und Gemeinden bei der Planung und Umsetzung von Windenergieprojekten. Im Laufe dieses Jahres werden wir beispielsweise mit der Energiegenossenschaft Schwalm-Knüll und der Stadt Schwalmstadt einen Windpark mit drei Windenergieanlagen in Betrieb nehmen. Zudem haben wir gemeinsam mit Partnern die Genehmigung für den Bau und Betrieb von 18 Windkraftanlagen im Reinhardswald erhalten.

 

Das Projekt wird aber durchaus auch kritisiert.

Hans-Hinrich Schriever: Eines müssen wir uns klar machen: Wer Kohle- und Atomkraftwerke abschaffen möchte, der muss konsequenterweise auf Ökoenergie umstellen. Ohne die Nutzung der Windkraft wird die Energiewende nicht möglich sein. Wenn das Projekt im Reinhardswald planmäßig umgesetzt werden kann, werden die Windenergieanlagen 2024 vollständig in Betrieb gehen. Die grüne Energie aus dem Reinhardswald wird einen enormen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Legt man einen durchschnittlichen Verbrauch von 3.000 Kilowattstunden elektrischer Energie je Haushalt zugrunde, so könnten allein durch den Windpark Reinhardswald 105.000 Haushalte mit sauberer und heimischer Energie beliefert werden.

 

Welchen Stellenwert hat die Photovoltaik bei der EAM?

Olaf Kieser: Auch hier geht es stetig voran. Allein im Landkreis Northeim haben wir im vergangenen Jahr sechs Photovoltaikanlagen auf Schuldächern installiert. In Moringen im Landkreis Northeim haben wir kürzlich zum ersten Mal eine PV-Anlage auf einer Deponie in Betrieb genommen. Außerdem planen wir aktuell den Bau und Betrieb von Photovoltaikanlagen auf größeren Flächen, die wir von Landwirten in unserem Geschäftsgebiet dafür pachten möchten. In Hardegsen bauen wir derzeit in Kooperation mit der örtlichen Energiegenossenschaft eine solche Freiflächenanlage mit einer Leistung von 11,5 Megawatt. Damit lassen sich rund 3.200 Haushalte mit Strom aus Sonnenenergie versorgen. Aber eines dürfen wir auch nicht vergessen: Für den stetigen Ausbau der erneuerbaren Energien benötigen wir auch die passende Infrastruktur.

Was genau meinen Sie damit?

Hans-Hinrich Schriever: Die Stromnetze sind das Rückgrat der Energiewende. Um sie umsetzen zu können, müssen die Netze weiterentwickelt werden. Unser Energieversorgungssystem wandelt sich bereits seit geraumer Zeit von konventionellen, zentralen Großkraftwerken hin zu einer dezentralisierten Struktur mit zahlreichen kleinen Erzeugungsanlagen. Aktuell sind allein an das Netz der EAM rund 53.500 EEG-Anlagen angeschlossen, die Energie für den Eigenbedarf erzeugen oder den erzeugten Strom in unser Netz einspeisen.

Dabei wird es ja sicherlich nicht bleiben.

Hans-Hinrich Schriever: Um die ehrgeizigen Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen, werden wir bis 2030 voraussichtlich mehr als 100.000 weitere PV-Anlagen an unser Stromnetz anschließen. Das sind jedes Jahr über 12.000 neue PV-Anlagen. Dafür müssen wir Erzeuger, Verbraucher, Speicher und die Netzinfrastruktur künftig stärker vernetzen. Neue Speicherkonzepte und intelligente Technologien werden zentrale Elemente eines Energiesystems sein, das zunehmend auf erneuerbaren Energien basiert.

 

Olaf Kieser: Ein starkes Netz ist auch die zentrale Basis für den Ausbau der Elektromobilität. Bis zum Jahr 2030 sollen laut Bundesregierung etwa 15 Millionen Elektroautos auf unseren Straßen unterwegs sein. Dafür muss die öffentliche Ladeinfrastruktur deutlich ausgebaut werden. In drei Hotels in Einbeck, Nörten-Hardenberg und Northeim stellen wir derzeit zwölf neue Ladepunkte auf, die wir anschließend auch betreiben werden. Dieses Konzept möchten wir ausweiten und viele weitere Hotels in unserem Geschäftsgebiet mit öffentlicher Ladeinfrastruktur ausstatten.

Hans-Hinrich Schriever

Was können Kommunen zur Energiewende beitragen?

Hans-Hinrich Schriever: Mit der Stadt Neustadt haben wir ein Pilotprojekt gestartet und entwickeln gemeinsam ein individuelles, maßgeschneidertes Energiewendekonzept für die Stadt mit klarer Ausrichtung auf CO2-Reduktion. Dazu gehören Maßnahmen aus den Bereichen Photovoltaik, Elektromobilität, Nahwärme und Energiesparsanierung für den kommunalen, aber auch den privaten und gewerblichen Bereich. Anschließend werden wir die Kommune auch bei der Umsetzung des Konzepts unterstützen. Unser Ziel ist es, die Ergebnisse und Erfahrungen auch auf andere Kommunen im Geschäftsgebiet der EAM zu übertragen. So werden auch weitere Städte und Gemeinden von dem Pilotprojekt profitieren.

 

Olaf Kieser: Die EAM hat sich in der Vergangenheit als Treiber der Energiewende in der Region konsequent nachhaltig positioniert. Damit passt das Projekt in Neustadt sehr gut zu unserer strategischen Ausrichtung. Als Energiepartner begleiten wir die Kommune in die grüne Zukunft. Die Kommunen in unserem Geschäftsgebiet haben in dieser Hinsicht auch aufgrund der politischen Zielvorgaben einen enormen Bedarf. Bei vielen liegt schon einiges an Konzeptpapier in den Schubladen, aber es fehlt der Partner, der die Themen verzahnt und umsetzt. Das ist unsere Rolle als kommunales und vertrautes Unternehmen.

Klingt ganz so, als sei die Energiewende bereits auf einem guten Weg?

Hans-Hinrich Schriever: Die Energiewende ist eine Mammutaufgabe und betrifft nicht nur Energieversorger wie uns, sondern die gesamte Wirtschaft und auch jeden Einzelnen im privaten Bereich. Bei der EAM nehmen wir diese Herausforderung an und bauen für die Umsetzung der Energiewende in ganz verschiedenen Bereichen zusätzliche Ressourcen und neue Kompetenzen auf.

 

Olaf Kieser: Unter dem Titel „Werde Teil der Energiewende!“ suchen wir derzeit in verschiedenen Geschäftsbereichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die das Thema Nachhaltigkeit auch im Beruf eine bedeutende Rolle spielt. Wir alle müssen ein Bewusstsein für die Notwendigkeit der Energiewende entwickeln, nur dann wird sie auch funktionieren. Sie ist die Basis, um langfristig unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden!

Vielen Dank für das Gespräch.