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Die Zukunft wird sonnig:
Wenn zwei sich zusammentun, um die Energiewende in der Region voranzutreiben

Jörg Hausknecht (links) und Manfred Jeschke

Manfred Jeschke, Energiemanager beim Landkreises Northeim, schaut allein schon von Berufs wegen nach vorne. Schließlich hat er ein Ziel, das er konsequent verfolgt: die Umstellung der Gebäude im Eigentum des niedersächsischen Gemeindeverbandes auf erneuerbare Energien, Schritt für Schritt, mit durchdachten technischen Konzepten und präzisen Berechnungen der Energiesparpotenziale. Entscheidende Meilensteine für den Klimaschutz hat er auf diese Weise von langer Hand gesetzt. Die frisch im Auftrag des Landkreises installierte Photovoltaikanlage auf der Abfalldeponie Blankenhagen ist ein weiterer. An seiner Seite Jörg Hausknecht, Kommunalreferent der EAM, der für die KEAM Kommunale Energie aus der Mitte GmbH dafür sorgt, dass gute Ideen auf starken Füßen stehen. In nur zweimonatiger Bauzeit wurde das Solarkraftwerk unter seiner Regie fertiggestellt, für beide übrigens als Erstlingswerk auf einem Deponiestandort.

Bei einer Leistung von rund 620 Kilowatt-Peak wird die Photovoltaikanlage künftig die Pumpentechnik der zur Deponie gehörenden Kläranlage klimaneutral auf Umdrehungen bringen. Diese verbraucht etwa ein Drittel der pro Jahr erzeugten 650.000 Kilowattstunden Strom, der Rest wird ins Netz eingespeist. Sowohl für die KEAM wie für den Landkreis als Auftraggeber ist es die erste Freiflächenanlage auf einer Deponie und hat so auch eine Vorbildfunktion für die Region. Denn speziell ehemalige Deponien eignen sich ideal für das Ernten von sauberem Strom.

„Solche abgeschlossenen Deponieflächen dürfen auf eine sehr lange Dauer weder bewirtschaftet werden noch irgendwie wild zuwachsen. Lediglich die Beweidung der renaturierten Bereiche mit Schafen ist erlaubt – und eben Photovoltaik, die ohne die Oberfläche zu beschädigen auf Betonklötzen aufgeständert wird, so wie wir das hier auch gemacht haben. Es ist praktisch eine konkurrenzlose Nutzung“, erklärt Jörg Hausknecht.

Sogar Flora und Fauna profitieren im Schutz der Solarmodule. Unter dem Grasbewuchs liegen Tonnen Abfall aus den 1960er- bis 1980er-Jahren, die jetzt unter mehreren Schichten aus Schotter, Sand und Kunststofffolie sorgfältig abgedichtet sind. Da der Deponiekörper noch ausgast, muss anfallendes Oberflächen- und Sickerwasser aufwendig geklärt werden, bevor es zur drei Kilometer entfernten Kläranlage Moringen weitergeleitet wird. Gefasstes Deponiegas wird übrigens seit 1987 gezielt gefördert und ebenfalls zur Stromerzeugung genutzt.

Am 1. April 2022 war die technische Übergabe der Photovoltaikanlage auf dem Blankenhagener Deponiehügel: 1.650 Solarpanele in Süd-Richtung und in einem Neigungswinkel von 15 Grad auf einer Fläche von 3.000 Quadratmeter, dazu fünf Wechselrichter und ein Transformator für die 20.000-Volt-Anschlussstation im Gebäude der Kläranlage. Mitte Mai war die offizielle Inbetriebnahme. Wie bereits bei der erfolgreichen Ausrüstung von Schuldächern in Northeim, Einbeck, Moringen und Bodenfelde mit Photovoltaik im vergangenen Jahr hat die KEAM die Anlage im Auftrag des Landkreises Northeim errichtet und betreibt sie. Ausgestaltung und Leistung sind exakt aufeinander abgestimmt, Lastgänge und Auslastung werden ab sofort sehr genau geprüft. Denn in einem zweiten Schritt ist geplant, über eine Lastverschiebung die Abwasserbehandlung mit dem Tageslicht zu synchronisieren, sprich in einen durch Sonnenaufgang und -untergang bestimmten Betrieb zu überführen. Jörg Hausknecht und Manfred Jeschke sind sich einig:

„Wir haben den Ehrgeiz, den hier regional und dezentral erzeugten Strom wirklich für unsere Pumpe zu nutzen. Das Regenwasser wird dafür in dem Klärbehälter vorgesammelt, ausreichend Speichervolumen ist vorhanden.“  

Derweil hat Jeschke schon den dritten Schritt vor Augen, eine weitere Photovoltaikanlage mit 750 Kilowatt-Peak auf der anderen Seite des Deponiehügels: „Am Ende geht es bei der Energiewende um echte Unabhängigkeit. Wenn die Technologie soweit ist, wird diese Anlage reinen Wasserstoff erzeugen, den wir auch speichern, der im Winter in Brennstoffzellen verheizt wird oder auch dazu dient, die Kraftfahrzeuge der Kreisabfallwirtschaft umzustellen auf Wasserstoffbetrieb.“ Er ist überzeugt, dass dies in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird – wie vieles andere, auf das er vorausschauend hingearbeitet hat. Als er vor zwanzig Jahren damit begann, Heizsysteme in eigenen und öffentlichen Gebäuden im Landkreis auf Niedrigtemperatursysteme umzustellen, gestaltete er beispielsweise die Heizflächen bewusst größer als nötig:

„Mir war klar, dass wir zwei Jahrzehnte später auf Wärmepumpentechnik übergehen würden, die für einen wirtschaftlichen Betrieb niedrige Systemtemperaturen braucht.“

Die ganzheitlichen Konzepte des engagierten Energiemanagers haben sich in technischen Kreisen inzwischen herumgesprochen. Wenn bei Symposien und Vorträgen zu energetischen Fragen gestaunt wird über die beachtliche und nachgewiesene Senkung des Energiebedarfs im Wärmebereich der Northeimer, betont Jeschke:

„Das ist kein Hexenwerk, sondern einfach nur ein logisches Vorgehen, Schritt für Schritt“, und fügt hinzu: „Nur für den Tag zu arbeiten, ist nicht meine Sache. Ich habe bei A und B angefangen und will bis Z kommen. Es mag plakativ klingen, aber regenerativ erzeugte Energie macht uns unabhängig von irgendwelchen Diktatoren, Potentaten oder von wem auch immer.“

Jörg Hausknecht bekräftigt:
„Wir arbeiten daran!“

Vorerst jedoch wollen Landkreis und KEAM mit dem Solarkraftwerk auf der Deponie Blankenhagen gemeinsame Erfahrungen sammeln. Die KEAM sieht großes Potenzial, weiteren Kommunen ähnliche Projekte anzubieten und auch in einem noch größeren Stil umzusetzen.

Hintergrund KEAM

Die „KEAM Kommunale Energie aus der Mitte GmbH“ ist eine Gesellschaft zur Energiebeschaffung und -belieferung für Kommunen und Landkreise und unterstützt diese bei der Umsetzung der Energiewende. Sie wurde gemeinsam von der EAM und interessierten Kommunen und Landkreisen gegründet, um effizient und unkompliziert Strom und Erdgas für an der KEAM beteiligte Städte und Gemeinden zu beschaffen. Dabei beliefert die KEAM ausschließlich eigene Liegenschaften und Einrichtungen ihrer Gesellschafter, nicht Privat- und Gewerbekunden in den jeweiligen Städten und Gemeinden.

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