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Urgestein der erneuerbaren Energie im Westerwald

Wer an Wasserkraft denkt, verbindet dies oft mit Skandinavien oder den Alpen mit ihren reißenden Gebirgsflüssen. Doch auch im schönen Westerwald, im hessischen Lahn-Dill-Kreis, wird aus Wasser elektrische Energie gewonnen – hier betreibt der kommunale Energieversorger EAM mit der Rehbachtalkette fünf kleine Wasserkraftwerke. 17 Kilometer schlängelt sich der Rehbach, ein Zufluss der Dill, von der Krombachtalsperre abwärts ins Dilltal. Bereits vor fast 100 Jahren leistete der Privatunternehmer Emil Wilhelm Langenbach im Rehbachtal auf dem Gebiet der Wasserkraftnutzung Pionierarbeit. 1924 erzeugte er in dem von ihm erbauten Wasserkraftwerk Guntersdorf den für sein Kleineisenwerk benötigten Strom selbst.  Aus heutiger Sicht war er mit diesem Konzept seiner Zeit offensichtlich weit voraus. Wenn aber der Rehbach im Sommer wenig Wasser führte, reichte die von seinem Kraftwerk erbrachte Leistung nicht aus. Er musste von der damaligen Hessen-Nassauischen Überlandzentrale Oberscheld Strom hinzukaufen, die 1925 das Kraftwerk in Guntersdorf übernahm und die Wasserkraftnutzung im Rehbach weiter ausbaute.

Sebastian Haffer (links) und Patrick Körber (rechts) inspizieren eine Turbine in Merkenbach.

Wichtiger Beitrag zum Hochwasserschutz

Mittlerweile ist daraus eine Kette mit insgesamt fünf kleinen Wasserkraftwerken entstanden – und für die EAM als Partner der Energiewende ein Urgestein der Stromerzeugung und Nachhaltigkeit in der Region.

„Im Winter laufen die Wasserkraftwerke 24 Stunden durch, auch am Wochenende. Wir leisten dadurch in dieser Zeit zudem einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz.“
Patrick Körber, Meister Wasserkraft bei der EAM

Gemeinsam mit seinem Kollegen Sebastian Haffer kümmert er sich täglich darum, unter anderem die insgesamt zehn Turbinen zu regeln, damit das Wasser aus den Zuläufen zur Stromerzeugung genutzt werden kann. „Wenn die Maschinen laufen, müssen wir immer eine Hand am Steuer haben, damit alles störungsfrei funktioniert“, erklärt Sebastian Haffer. Höchster Punkt der Rehbachtalkette ist die Krombachtalsperre, 1946 bis 1949 errichtet, die das Kraftwerk Krombach (Baujahr 1983) speist. In der Talsperre Driedorf wird das Wasser ein weiteres Mal gesammelt, um von dort das 1935 in Betrieb genommene Kraftwerk Driedorf in Gang zu bringen. Von einem Staubecken unterhalb der Ortslage Driedorf speist das Wasser des Rehbachs über eine Rohrleitung die beiden Turbinen des 1926 entstandenen Kraftwerkes Heiligenborn und in der nächsten Stufe die vier Turbinen des ältesten Kraftwerkes Guntersdorf. Von hier aus führt eine 5,4 Kilometer lange Hangrohrleitung zum Wasserschloss (Wasserturm) Merkenbach und von dort über eine 1,5 Kilometer lange Druckrohrleitung zum 1928/29 erbauten Wasserkraftwerk Merkenbach, der größten Anlage.

Topografie der Kraftwerkskette Rehbachtal

Effizient und klimaschonend

Auf einer Länge von insgesamt 17 Kilometern und einem Höhenunterschied von 321 Metern wird das Wasser des Rehbachs in den fünf Stufen zur Stromerzeugung genutzt. „Es braucht viele Jahre Erfahrung, bis man ein Fingerspitzengefühl entwickelt, um die Kraft des Wassers so effizient wie möglich zu nutzen“, sagt Patrick Körber. Die Gesamtleistung der Kraftwerkskette beträgt 2.955 Kilowatt. Die Wasserkraftanlagen im Rehbachtal erzeugen im Durchschnitt jährlich etwa vier bis sechs Millionen Kilowattstunden, das sind durchschnittlich etwa 1500 Haushalte und ersparen damit die Emission von mehr als 2.000 Tonnen klimaschädlichen Kohlendioxids pro Jahr. Damit leistet die Rehbachtalkette einen wichtigen Beitrag zu den erneuerbaren Energien in der Region und zum Schutz des Klimas.